Garcinia Cambogia - Abnehmwunder oder Gefahrenquelle?

Die Frucht Garcinia Cambogia
Die Frucht Garcinia Cambogia - © Fotolia/kdshutterman

Das ferne Südostasien frohlockt mit seinen exotischen Kulturen und Traditionen. Doch nicht nur die religiösen und zwischenmenschlichen Feinheiten der unzähligen Nationen und Völker beeindrucken den Europäer. Auch das unglaubliche Angebot fremdländischer Lebensmittel zieht den ein oder anderen Erholungs- und Abenteuersuchenden in diesen Bereich der Erde. Dabei sind viele Gemüse und Früchte hierzulande vollkommen unbekannt. Wie die Garcinia Cambogia, die schon seit Jahrhunderten als Heilmittel Verwendung findet. In der westlichen Welt ist sie vor allem wegen ihrer gewichtsreduzierenden Eigenschaften bekannt. Doch ist nicht jedes natürliche Nahrungsergänzungsmittel automatisch ungefährlich!

Übergewicht sowie Adipositas gibt es weltweit

Adipositas und Übergewicht werden auf der Welt immer mehr zum Problem. Während viele Personen in der Dritten Welt unter Mangelernährung leiden, steigt die Zahl der Übergewichtigen in den Industrie- und Schwellenländern stetig an. Ob China, Mexiko, USA oder Deutschland - all diese Länder sind besonders von Übergewicht betroffen. Extrem besorgniserregend ist, dass vor allem die Zahl der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Übergewicht und Adipositas zunehmend ansteigt. War bis vor wenigen Jahrzehnten ein zu hohes Gewicht vor allem ein Problem für Personen über 40 Jahren, zeigt sich nun ein Wandel. Das Gewicht steigt schon früh auf ein kritisches Maß an. Vor allem junge Frauen und Männer in jedem Alter müssen sich mit Adipositas und dessen gesundheitlichen Folgen auseinandersetzen. (1)

Garcinia Cambogia - die Unbekannte aus Südostasien

Garcinia Cambogia (Clusiaceae) findet in Südostasien in vielen Speisen Verwendung. Ihr säuerlich-herber Geschmack passt gut zu Fischgerichten und kann quasi mit einer Zitrone verglichen werden. Doch auch in der traditionellen Medizin ist Garcinia Cambogia keine Unbekannte. Gegen Darmparasiten und -erkrankungen sowie Rheuma wird sie seit jeher erfolgreich eingesetzt. (2) In der westlichen Welt findet sie hingegen fast ausschließlich zur Gewichtsreduktion Aufmerksamkeit. Während in den USA ein wahrer Hype um die Frucht ausgebrochen ist, kennt sie in Deutschland kaum jemand.

So wirkt die Superfrucht

Obwohl Garcinia Cambogia viele Vitamine und Mineralstoffe enthält, ist es doch die Hydroxycitronensäure (HCA), welches ihr einen Namen auf dem Abnehmmarkt gemacht hat. Diese Säure wirkt sich in vierfacher Weise positiv bei der Gewichtsreduktion aus.

1.) Erhöhung des Sättigungsgefühls

Elementarer Bestandteil der Gewichtsreduktion ist eine verringerte Kalorienaufnahme. Eine ungesunde, übermäßige Ernährung führt jedoch häufig zu einer Dehnung des Magens. Daher ist, weniger zu essen, gar nicht so leicht; quält die Diättreibenden doch der stetige Hunger. Normalerweise sendet der Magen dem Gehirn eine Nachricht, sobald dieser gefüllt ist und das Sättigungsgefühl tritt ein. Ein gedehnter Magen sendet die Information jedoch zu spät, sodass die Betroffenen mehr essen als sie eigentlich müssen. Mit Garcinia Cambogia wird der Neurotransmitter deutlich früher ausgesandt und so ein schnelleres Sättigungsgefühl erzielt. (3)

2.) Reduzierung des Heißhungergefühls

Die Hydroxycitronensäure löst eine vermehrte Serotoninausschüttung im Gehirn aus. Serotonin hebt die Stimmung und sorgt für mehr Wohlbefinden. Daher vermag ein erhöhter Serotoninspiegel auch gegen Heißhungerattacken und depressive Verstimmungen während der Diät zu wirken. (3)

3.) Die reduzierte Fettaufnahme

Im Magen werden Kohlenhydrate und Fette in Fettsäuren umgewandelt. Erst diese können dann später die Darmwand durchdringen und in den Blutkreislauf gelangen. Werden die Energieträger nicht durch Aktivität verbrannt, speichert der Körper sie in Form der ungeliebten Fettpolster. HCA vermag nun, den Prozess im Kern zu behindern. Die Spaltung von Kohlenhydraten in Fettsäuren wird erschwert, sodass weniger Kalorien aufgenommen werden. (3)

4.) Anregung des Muskelaufbaus

Die HCA kann die Konzentration von Glukogen in der Leber erhöhen. Glukogen ist maßgeblich beim Muskelaufbau beteiligt. Mehr Muskeln verbrennen ihrerseits wieder mehr Kalorien und unterstützen so jede Diät. (3)

Garcinia Cambogia - wirklich zur Gewichtsreduktion geeignet?

Die Zahl der wissenschaftlichen Studien über die Wirksamkeit von Garcinia Cambogia nimmt stetig zu. Jedoch sind nicht alle Ergebnisse so, wie sich das Verbraucher und vor allem Patienten, die an Übergewicht und Adipositas leiden, wünschen.
Bereits im Jahr 2010 wurden alle bis dato vorhandenen Studien in einem Review verglichen. Das Ergebnis: Bei vielen Untersuchungen gibt es verheerende systematische Probleme, sodass diese in der Beurteilung der Wirksamkeit besser keinen Einfluss haben sollten. Nachdem die Wissenschaftler alle Schwachstellen eliminierten, blieben nur noch sechs verlässliche Quellen übrig. Diese zeigten ein deutliches Ergebnis:
Garcinia Cambogia ist ein gewichtsreduzierendes Superfood!
Aber Vorsicht: Die positiven Effekte waren zwar signifikant, jedoch nur minimal. (4)

Ist Garcinia Cambogia eine Gefahrenquelle?

Wie schon bei der Untersuchung der Wirksamkeit stellt sich auch die Beurteilung der Gefahren als schwierig heraus. Obwohl manche Untersuchungen von keinen Risiken sprechen (5), zeigen diverse Studien und Erfahrungsberichte auch andere Ergebnisse. So konnten US-amerikanische Wissenschaftler (5) eine Lebertoxizität der HCA als wahrscheinlich nachweisen.

Doch auch weitere Nebenwirkungen werden diskutiert. Die Frucht steht im Verdacht starke, langanhaltende Muskelkontraktionen auszulösen. Des weiteren kann HCA den Blutzuckerspiegel reduzieren, sodass Diabetiker besonders vorsichtig sein müssen. Schwangeren und Kindern sei, aufgrund mangelnder Studien, gänzlich von der Einnahme abgeraten. (7)

Psychische Erkrankungen und die Superfrucht

Garcinia Cambogia steht im Verdacht, bestehende psychische Erkrankungen zu verstärken. Besonders in Kombination mit Psychopharmaka sind die Wechselwirkungen noch nicht bekannt. Ein Fall in Oregon zeigt die potenzielle Gefahr: Viele Psychopharmaka erhöhen den Serotoninspiegel. Da auch Garcinia Cambogia diese Eigenschaft enthält, kann sie die Wirkung der Medikamente verstärken und so eine Serotonintoxizität fördern. Zwar konnten die Ärzte nicht definitiv nachweisen, dass die Superfrucht für den Krankenhausaufenthalt der Patientin verantwortlich war, die Gefahr besteht jedoch. (8)

Viele Wissenschaftler und selbst Hersteller raten dazu, dass Demenzpatienten und psychisch Erkrankte von der Superfrucht Abstand halten sollten. (7)

Literaturverzeichnis:
(1) http://edoc.rki.de/oa/articles/rec5I0tIFMfd2/PDF/23JuqX9byg62Q.pdf
(2) https://www.researchgate.net/publication/273153835_A_comprehensive_scientific_overview_of_Garcinia_cambogia
(3) http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12349913
(4) http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3010674/
(5) http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22530711
(6) http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3952288/
(7) https://ntp.niehs.nih.gov/ntp/htdocs/chem_background/exsumpdf/garciniacambogiaext_508.pdf
(8) http://www.huffingtonpost.com/2014/04/29/garcinia-cambogia-weight-loss-supplement-toxic-antidepressants_n_5232488.html

Autor/-in: Inka