Haarausfall behandeln und Haarwachstum verbessern: Ecklonia cava

Mann mit Haarausfall
Mann mit Haarausfall © gcammarata / Fotolia

Haarausfall ist keine Seltenheit mit zunehmendem Alter. Doch auch immer häufiger sind jüngere, insbesondere Männer, von schütterem Haar betroffen. Manche leiden darunter sogar seelisch; sie fühlen sich zum Beispiel unattraktiver. Eine Alge, Ecklonia cava, könnte gegen Haarausfall helfen und somit die Lebensqualität vieler verbessern!

Der Haar-Zyklus

Haare werden von dafür spezialisierten Zellen in den Haarfollikeln gebildet. Innerhalb eines Monats wachsen sie ungefähr einen Zentimeter. Wie lang das Kopfhaar werden kann, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Üblicherweise werden Kopfhaare nicht länger als einen Meter und fallen dann aus.
Das Leben eines Haares kann in drei Phasen unterteilt werden: Anagen-, Katagen- und Telogenphase.

Der Haarzyklus beginnt mit der Anagenphase, in der sich eine Haarwurzel bildet und das Haar zu wachsen beginnt. Wie lange ein Haar lebt und wächst, ist analagebedingt individuell unterschiedlich und hängt auch von der jeweiligen Körperpartie ab, auf der das Haar wächst.
In der darauf folgenden Katagenphase wird das Haarwachstum beendet. Es handelt sich um eine Übergangsphase, die nur wenige Wochen andauert.
Schließlich folgt die Telogenphase: Das alte Haar trennt sich von der Haarwurzel und wird abgestoßen oder durch Kämmen oder Waschen zum Ausfallen gebracht. Nach der Telogenphase beginnt der Kreislauf erneut mit der Anagenphase.

Nährstoffe fürs Haar

Bei Eisenmangel und einem Mangel an B-Vitaminen beobachtet man oft, dass die Haare vermehrt ausfallen und ausdünnen. Eisenmangel betrifft oft Mädchen und junge Frauen aufgrund des Eisenverlusts innerhalb der Monatsblutung oder des vermehrten Eisenbedarfs in der Schwangerschaft. Häufig haben auch Vegetarier und insbesondere Veganer zu wenig Eisen im Körper.
  Biotin(Vitamin B7 oder Vitamin H) ist für die Bildung von Hornsubstanz (Keratin), aus der auch das menschliche Haar besteht, unabdingbar.

Haarausfall (Effluvium)

Effluvium kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "Ausfall". Beim Haarausfall muss es aber nicht zwangsläufig zur Glatze kommen. Als Effluvium wird lediglich das Phänomen bezeichnet, wenn mehr Haare als üblich ausfallen. Als Schätzwert für einen normalen täglichen Haarausfall werden 70 bis 100 Kopfhaare angegeben.
Dass die Fülle des Kopfhaars abnimmt, ist eine normale Alterserscheinung. Insbesondere Männer können aber schon frühzeitig betroffen sein. Ursächlich kann eine Überempfindlichkeit der Haarfollikel auf Androgene sein, da Androgene wie Testosteron das Haarwachstum hemmen.

Bei übermäßigem Haarausfall spricht man von Alopezie.

Wenn die Alopezie durch eine erbliche Überempfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber Androgenen bedingt ist, können Behandlungsversuche mit Finasterid oder Minoxidil unternommen werden. Finasterid hemmt das Enzym Steroid-5-alpha-Reduktase, das die Umwandlung von Testosteron in das biologisch aktivere Dihydrotestosteron katalysiert. Der Enzym-Hemmstoff Finasterid wird außerdem erfolgreich in der Behandlung der benignen Prostatahyperplasie (BPH) eingesetzt.
Minoxidil ist ein Arzneimittel, das selten bei Bluthochdruck eingesetzt wird. Viel häufiger wird es wegen seiner stimulierenden Wirkung auf die Haarfollikel eingesetzt.

Frühere Ergebnisse zum Haarwachstum durch Ecklonia cava

Schon 2012 wurde der Effekt von Ecklonia cava Extrakt auf Haare untersucht. Als Tiermodell diente die Maus. Auf dem Rücken jeder Maus wurde ein Stück Fell ausrasiert und diese Stelle dann entweder nicht weiter manipuliert (Negativ-Kontrolle), mit dem Haarwuchsmittel Minoxidil behandelt (Positiv-Kontrolle) oder mit dem Ecklonia cava Extrakt bestrichen.
Zu Beginn des Experiments befanden sich die Fellhaare in der Telogenphase. Nach 37 Tagen gruppenspezifischer Behandlung befand sich die Negativ-Kontrolle weiterhin in der Telogenphase. Die Minoxidil- und Ecklonia-cava-Gruppe zeigten aber, dass sich die Haare in der Anagenphase befanden! Dies ist als starker Hinweis zu werten, dass Ecklonia cava Extrakt das Haarwachstum verbessert.
Die Studie kann unter diesem Link aufgerufen werden: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/ced.12120/epdf

Ecklonia cava

Ecklonia cava ist eine braune Alge, die im Ozean um Japan und Korea gedeiht. Im asiatischen Raum sind Algen als Lieferanten von Ballaststoffen, Mineralstoffen und Spurenelementen wichtiger Bestandteil der dortigen Küche. Auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin werden Meeresalgen eingesetzt.
Für von Haarausfall Geplagte gibt es bereits Shampoos mit Ecklonia cava Extrakt.

Die neue Studie

Wissenschaftler aus Korea haben sich im letzten Jahr genauer mit der braunen Alge beschäftigt. Es war bereits bekannt, dass Polyphenole der Alge das Überleben von Fibroblasten verlängern. Fibroblasten sind Zellen im Bindegewebe, die beim Aufbau des Gewebes durch Kollagen-Synthese eine wichtige Rolle spielen. Zellen des Haarbalgs ähneln diesen Fibroblasten. Darum lag die Vermutung nahe, dass auch sie von Ecklonia cava Extrakt profitieren.
Für die Tests wurden Biopsien (Probeentnahmen von kleinen Hautfeldern mit Haaren) am Hinterkopf von zwölf gesunden Männern durchgeführt. Die Proben wurden in einem Nährmedium aufbewahrt. Neun Tage lang wurde ein Teil der Proben mit Ecklonia cava Extrakt behandelt, während der andere Teil der Proben zum Vergleich ohne Ecklonia cava Extrakt herangezogen wurde.
In früheren Studien wurde ein Wachstum von rund 130 % gemessen. Auch in dieser Untersuchung konnte beobachtet werden, dass sich das Haarwachstum beschleunigte. Allerdings nicht bei jeder Einzelsubstanz des Extraktes. Um die Frage zu beantworten, welche Mischung von Inhaltsstoffen oder welche Reinstoffe am besten wirken, werden weitere Studien notwendig sein. Polyphenole von Ecklonia cava (PPE) könnten eine vielversprechende Behandlungsmöglichkeit bei Haarverlust darstellen.
Die Original-Studie ist unter diesem Link zu finden: http://anndermatol.org/DOIx.php?id=10.5021/ad.2016.28.1.15

Lohnt ein Arztbesuch bei Haarausfall?

Der Hausarzt kann bei vermehrtem Haarausfall Blut abnehmen und im Labor Eisen-Werte und Vitamin-B-12-Spiegel bestimmen lassen. Gelegentlich wird Haarausfall von Pilzen verursacht, gegen die man medikamentös vorgehen kann. Sind aber die Blutwerte und der Hautbefund unauffällig (also keine Besiedlung beispielsweise mit Pilzen), kann der Hautarzt beim weiteren Vorgehen beraten. Möglicherweise kommt das Verschreiben von Finasterid in Frage. Ein Versuch mit Minoxidil-haltigem Shampoo oder Shampoo mit Ecklonia cava Extrakt kann eine weitere gute Therapie-Option darstellen.

Quellen
http://anndermatol.org/DOIx.php?id=10.5021/ad.2016.28.1.15
https://en.wikipedia.org/wiki/Ecklonia_cava
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/ced.12120/epdf

Autor/-in:

Viola Kristina Brüggemann

Ich bin eine 24-jährige Studentin der Medizin an der Georg-August-Universität Göttingen. Seit Jahren interessiere ich mich für Ernährung und habe lange rein vegetarisch sowie ein Jahr vegan gelebt. Mittlerweile bin ich „omnivor“, also ein „Allesfresser“ und verfolge neugierig die sich stetig wandelnden Trends und Empfehlungen für eine gesunde Ernährung.