Wie Polyphenole (von Zitrusfrüchten) beim Fettabbau helfen können
Die älteren werden das typische Bild aus den 70er und 80er Jahren vielleicht noch kennen - die gertenschlanke Stewardess, die jeden Morgen fleissig ihre Grapefruit löffelt. Immerhin ist es das, was sie so schlank hält. Tatsächlich sagt man den Polyphenolen vor allem in Zitrusfrüchten auch nach, dass sie die Fettverbrennung ankurbeln. Aber was sind Polyphenole überhaupt? Und was weiß man wissenschaftlich darüber?
Die Polyphenole
Polyphenole sind zunächst einmal sekundäre Pflanzenstoffe - das heißt sie kommen in allen Pflanzen vor. Jede Pflanze hat ihre eigenen Farbstoffe, Geschmacksstoffe und Tannine (Gerbstoffe). Da der Geschmack jeder Pflanze (und auch der Geruch und die Farbe) anders ist, sind Polyphenole sehr unterschiedlich. In der Wissenschaft heißen sie "bioaktive Substanzen" - weil man sie immer entweder sehen, riechen oder schmecken kann.
Der grundsätzliche Aufbau von Polyphenolen ist immer gleich. Sie sind chemisch gesehen immer "Aromaten", bestehen also aus einem oder mehreren Hauptring, der daran gebundene Hydroxigruppen enthält. Die Zahl der Ringe und die Anzahl der Gruppen sowie ihre jeweilige Position sind unterschiedlich - das macht die Unterschiede bei den Aromaten aus.
Sind Polyphenole gesund?
In der Wissenschaft gelten diese sekundären Pflanzenstoffe tatsächlich ganz allgemein als überaus gesund und krebsvorbeugend. Die Wirkung einzelner Polyphenole auf den menschlichen Körper kann allerdings ganz unterschiedlich sein. Bei einigen Polyphenolen weiß man, dass sie antioxidativ wirken (das heißt sie fangen freie Radikale auf und schützen somit die Zellen vor oxidativem Stress), andere wirken speziell entzündungshemmend, oder hemmen sogar das Wachstum von Krebszellen. Eine Studie konnte zum Beispiel klar belegen, dass die im Granatapfel enthaltenen Polyphenole in der Lage sind, bei einigen Krebsarten das Wachstum merkbar zu hemmen. Auch Fettablagerungen in den Blutgefäßen können vermindert werden, und vermutlich auch die für Alzheimer verantwortlichen Plaques (Ablagerungen).
Isolierte Polyphenole haben oft eine völlig andere Wirkung
Soweit so gut. Die Kehrseite dabei ist allerdings, dass man Polyphenole ganz offensichtlich, aber nicht einfach, extrahieren und verwenden kann. Einerseits ist die Wirkung einzelner Stoffe noch sehr wenig erforscht, mit einigen Ausnahmen wie etwa Taxifolin, das Extrakt der Lärche oder die im Grüntee enthaltenen Polyphenole. Andererseits wirken viele Stoffe als Einzelstoffe gar nicht so gesund. Isoliert man sie aus dem natürlichen Umfeld heraus, haben sie oft eine völlig andere und manchmal sogar gesundheitsschädliche Wirkung.
Das nennt man den sogenannten "Matrix-Effekt". Pflanzenstoffe wirken nur als natürliche Stoffkombination gesundheitsförderlich. Isolierte Einzelstoffe können dagegen in manchen Fällen in höherer Dosis sogar toxisch oder vermutet krebserregend sein wie etwa Taxolin.
Fettverbrennung anregen - durch Polyphenole?
Viele der im Handel üblichen "Fat-Burner" enthalten die Polyphenole von Zitrusfrüchten - vor allem von der schon eingangs erwähnten Grapefruit, aber auch von Zitronen und teilweise auch von Orangen. Manche mögen nun einfach von der Hand weisen, dass so etwas überhaupt funktioniert - allerdings haben solche Pflanzenextrakte (bei den meisten Produkten handelt es sich tatsächlich um rein pflanzliche Extrakte) tatsächlich eine Wirkung auf die Fettdepots.
Wie auch die morgendliche Grapefruit durchaus "funktioniert" hat und kein Aberglauben war, sind auch die Extrakte von Zitrusfrüchten durchaus bis zu einem gewissen Maß wirksam. Man wird natürlich nicht durch den Konsum allein ganz plötzlich von selbst schlank - das hatte aber auch bei der Grapefruit niemand erwartet.
Für wen sind diese Stoffe geeignet?
Jeder der seinen Stoffwechsel etwas in Schwung bringen möchte, und seine Fettdepots reduzieren will, profitiert grundsätzlich von den in Zitrusfrüchten enthaltenen Wirkstoffen. Daneben haben alle Zitrusfrüchte wegen ihrer Polyphenole noch andere Wirkung auf den menschlichen Körper.
Interessante Parallele in der östlichen Medizin
Die asiatische und indische Medizin hat in Sachen tief schürfender Erkenntnisse ja immerhin einige Jahrtausende Vorsprung. In ihrer Ernährungslehre, die vor allem auf dem Gleichgewicht von verschiedenem Geschmack, Geruch und Farben beruht finden sich tatsächlich ebenfalls Hinweise.
Das Magen- und Milzsystem, das in der chinesischen Medizin für die Verdauung in jeder Art und Weise "zuständig" ist, auch das "Verdauen" von Stress, Hektik und Lebenserfahrungen, wird durch Süßes beruhigt und durch Saures angeregt. Das kennen wir, die Tafel Schokolade macht den Liebeskummer einfach ein bisschen weniger schlimm und schon unser Volksmund sagt: "Sauer macht lustig".
Auch in der indischen traditionellen Medizin, dem Ayurveda, wird auf eine leistungsfähige Verdauung Wert gelegt. Nach ayurvedischer Ansicht sind wir den Anforderungen des Lebens nur dann gewachsen, wenn wir das, was uns begegnet auch wirklich gut "verdauen" können - auch hier sowohl im körperlichen als auch im emotionalen Sinn. Und zur Anregung der Verdauung und um "den Körper in Schwung zu bringen" wird häufig empfohlen, morgens den Saft einer Limette auf nüchternen Magen zu trinken, gemeinsam mit etwas warmem Wasser.
Wie sollte man Polyphenole aus Zitrusfrüchten nun anwenden?
Der einfachste Weg ist natürlich der Griff zur Packung im Drogeriemarkt. Allerdings muss man sich dabei im Klaren sein, dass man die Wirkung der Extrakte im Genauen nicht kennt. Einiges mag in seiner Wirkung erforscht sein, anderes eher von kommerziellem Interesse getrieben. Ob tatsächlich die notwendige "Pflanzen-Matrix" in diesen Extrakten vollständig ist, kann man von außen nicht sehen.
Daneben wird oft Guarana-Extrakt, auch Grüntee-Extrakt oder anderes beigemischt - die Kombination der Stoffe ist also nicht mehr die in der natürlichen Frucht, sondern eine völlig andere. Wie so etwas wirkt, ist nur schwer und aufwändig zu erforschen, vor allem im zellulären Bereich.
Zudem wurde schon weiter oben festgestellt, dass die Wirkung von einzelnen Stoffen oder einer inkompletten Pflanzen-Matrix oft nicht die erwünschte Wirkung zeigt - oder vielleicht sogar schädlich ist. Da auch die Wissenschaft hier noch sehr wenig erforscht hat, sind wirklich belastbare Aussagen darüber eher rar.
Der sichere Weg
Umgekehrt gibt es einen recht sicheren Weg: Die Früchte selbst, und zwar in möglichst naturbelassener Form. Limonen, Limetten, Grapefruits - sie enthalten ganz sicher die komplette Pflanzenmatrix, samt allen bioaktiven Substanzen, und das in einer vernünftigen Dosierung.
Sich also mit dem morgendlichen Limetten- oder Zitronensaft oder der Grapefruit (am besten immer mit dem Fruchtfleisch) anzufreunden, kann tatsächlich eine gute Idee sein, seinen Stoffwechsel anzukurbeln. Nach sowohl indischer als auch chinesischer Ansicht sollte man dann auch eine zumindest leichte, klärende Wirkung auf den eigenen Geist verspüren. Das mag etwas unbequemer sein, als ein Pillchen einzuwerfen - aber das ist wohl nur eine Sache der Gewohnheit, und die Frage, wie wir uns ernähren wollen.
Es bleibt die Weisheit...
Gerade die Sache mit den Polyphenolen zeigt, wie viel wir tatsächlich von unserer Ernährung und von unserer Nahrung nicht wissen. Die Natur liefert hochkomplexe Nahrungsmittel, die unglaublich vielfältige Wirkungen auf unseren eigenen Körper entfalten - oft viel zu komplex, als dass wir das auf die Schnelle verstehen könnten. Wir können aber einfach nehmen was schon da ist, und die Natur uns bietet. Sich von möglichst bunten Obst- und Gemüsetellern zu ernähren, kann kaum verkehrt sein, und ist wahrscheinlich die beste Möglichkeit, mit der Komplexizität umzugehen. "Extrakte" von irgendetwas hinken da tatsächlich immer recht jämmerlich hinterher.
Autor/-in: Mark H.