Lipase

Lipasen sind Verdauungsenzyme, die aufgenommene Fette spalten. Somit stehen diese dem Körper zur Energiegewinnung aber auch zur allgemeinen Verdauung besser zur Verfügung. Lipasen kommen an unterschiedlichen Stellen im Körper vor und untergliedern sich deshalb in mehrere Gruppen. Die wohl wichtigste Form stellt die Pankreas-Lipase dar. Sie steht nicht nur hinsichtlich der Quantität an erster Stelle, sondern spielt auch eine grundlegende Rolle für medizinische Diagnosen.

Funktion im Körper

Lipasen besitzen die Aufgabe, komplexe Fette zu spalten, damit die Verdauungsorgane diese besser verwerten können. Somit gewinnt der Körper Energie, die er als Reserve anlegen kann. Indirekt weist Lipase auf eine Bauchspeicheldrüsenentzündung hin.

Was ist Lipase?

Lipase ist ein Verdauungsenzym, das seit der Entdeckung durch den Chemiker Maurice Hanriot im Jahre 1896 bekannt ist. Dieser entdeckte damals die fettspaltende Funktion des Enzyms. Mittlerweile bezeichnet man allerdings eine ganze Gruppe von Verdauungsenzymen als Lipasen.

Vorkommen von Lipase

Im menschlichen Körper ist die Bauchspeicheldrüse für die Produktion von Lipase zuständig. Durch den Magensaft gerät das Enzym in den Dünndarm, wo es hauptsächlich aktiv ist, um dem Körper das Fett aus der Nahrung verfügbar zu machen. Allerdings kommt Lipase auch an anderen Stellen des Körpers vor. Somit ist ein geringer Teil auch im Blutserum enthalten. Im Urin lässt sich das Verdauungsenzym hingegen nicht nachweisen, da es nicht wasserlöslich ist.

Lipase-Lieferant: japanische Miso-Paste

Der Mensch kann Lipase aber auch mittels der Ernährung aufnehmen. Ein besonders reichhaltiger Lieferant ist die japanische Miso-Paste. Die würzige Sojazubereitung ist in der westlichen Welt jedoch nur selten auffindbar, sodass die Lipase Aufnahme über die Nahrung hierzulande eine untergeordnete Rolle spielt.

Arten von Lipase

Je nach Vorkommen im Körper unterteilen sich Lipasen in folgende Gruppen:

Die Pankreaslipase

Diese Lipase weist das häufigste Vorkommen im Körper auf. Nachdem die Bauchspeicheldrüse sie bildet, wandert sie in den Zwölffingerdarm, um dort Fette zu zerlegen. Die gespalteten Nährstoffe gelangen anschließend durch die Darmschleimhaut in den Stoffwechsel, wo sie erneute Bindungen eingehen und dem Körper Energie zur Verfügung stellen.

Die Lipoproteinlipase

Diese Art der Lipase findet sich im Blut, an den Gefäßwänden und am Herzen. Durch ihre Funktion kann der Körper Fett als Reserven anlegen, die der späteren Energiegewinnung dienen. Hinter den "Reserven" stecken die berühmten hartnäckigen Fettpölsterchen. Aus diesem Grund führt eine Überfunktion der Lipoproteinlipase zu Übergewicht.

Die hormonsensitive Lipase

Um wiederum die Energie aus dem gespeicherten Fett bereit zu stellen, spaltet die hormonsensitive Lipase das Fett aus den zuvor angelegten Reserven.

Die Magenlipase

Diese Lipase kommt im Magen vor. Forscher sprechen ihr allerdings lediglich bei Säuglingen und Kleinkindern eine Bedeutung für die Verdauung zu. Das Enzym besitzt nämlich einen neutralen pH-Wert und kann nur bei der geringen Säurekonzentration im Magensaft eines jungen Menschen überleben.

Die Zungenlipase

Getreu seiner Bezeichnung bildet die Zungendrüse dieses Enzym. Bereits an dieser Stelle beginnt der Verdauungsprozess von Fetten. Mit der erstmaligen Spaltung im Mund bereitet sich der Magen auf den weiteren Verdauungsprozess vor.

Lipasen finden Verwendung in

Anwendungsgebiet

Beschreibung

Lebensmittelindustrie

· Als Geschmacksverstärker.

· Bei der Herstellung von Rohmilchkäse, damit dieser sein Aroma intensiver entfaltet.

· Bei Fette, um diese streichfähiger zu machen (z. B. Kakaobutter).

Seifenherstellung

Die Kettenlänge der enthaltenen Fettsäuren entscheidet über die Art der Seife. Man verwendet Lipasen, um die gewünschte Konsistenz zu erhalten.

Medizin

Um die Gesundheit der Bauchspeicheldrüse zu überprüfen.

Waschmittelindustrie

Um die Wirksamkeit/Waschkraft zu erhöhen.

Normalwerte

Klagen Menschen über Beschwerden im Oberbauch, prüfen Mediziner häufig die Lipase Werte, um eine mögliche Bauchspeicheldrüsenentzündung zu diagnostizieren. Ebenso kann ein eingeklemmter Gallenstein Ursache dafür sein, dass das Blut eine ungewöhnlich hohe Lipase Konzentration aufweist.

Sowohl bei Frauen als auch bei Männern gelten Werte von 13-16 Einheiten pro Liter als unbedenklich.

Erhöhte Werte

Weist das Blutbild einen Wert höher als 60 Einheiten pro Liter, gilt dies als Indikator für eine Erkrankung. Dann geraten die Lipasen, die eigentlich ihre Tätigkeit im Darm ausführen sollen, verstärkt in die Blutbahnen. Häufig liegt dann eine Pankreatitis vor, manchmal sind aber auch andere Krankheiten der Grund.

Nur leicht erhöhte Lipase Werte im Blut deuten auf folgende Ursachen hin:

  • Nierenschwäche
  • Leberentzündung
  • Bakterieller Darminfekt
  • Glutenunverträglichkeit
  • Stoffwechselstörung bei Diabetikern (diabetische Ketoazidose)
  • Chronische Darmentzündung

Auffällige Differenzen zum Normalwert zeugen hingegen von folgenden Ursachen:

  • Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung)
  • Tumore im Frühstadium
  • Akutes Abdomen
  • Verstopfung des Durchgangs von Bauchspeicheldrüse zum Zwölffingerdarm durch einen Gallenstein
  • Als Folge einer Röntgenbestrahlung der Gallengänge
  • Magengeschwüre
  • Als Nebenwirkung bei der Gabe von Gerinnungshemmern

Niedrige Werte

Zu niedrig ist der Lipase Wert hingegen bei weniger als 13 Einheiten pro Liter. Die häufigste Ursache hierfür ist die Stoffwechselkrankheit Mukoviszidose. Manchmal handelt es sich aber auch um eine Fehldiagnose. In diesem Fall liegt lediglich ein massiver Zerfall der Blutkörperchen vor.

Entstehung eines Mangels an Lipase

Bei einer Pankreatitis ist die Bauchspeicheldrüse nicht in der Lage, genügend Lipasen für die Fettverdauung zu produzieren. Ebenso bewirken eine Mukoviszidose sowie die Rosacea Krankheit (Hautkrankheit mit Einhergehen erweiterter Blutgefäße) oder Atherosklerose, einen Lipase Mangel.

Anzeichen eines Lipase Mangels

Bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung treten starke Schmerzen im Oberbauch auf. Zumeist machen diese den Betroffenen unmittelbar nach dem Essen zu schaffen. Ein weiteres Anzeichen eines Lipase Mangels sind Fettstühle oder Durchfall aufgrund des unverdauten Fetts.

Entstehung eines Überschusses an Lipase

Auch ein Überschuss an Lipase hängt mit einer Bauchspeicheldrüsenerkrankung zusammen. Die Entstehung ist etwas paradox. Aufgrund der Entzündung erfolgt zunächst eine Überproduktion des Enzyms. Allerdings greifen diese Verdauungsenzyme die Bauchspeicheldrüse selber an und vermindern somit ihre Produktivität. Aus einem Lipase Überschuss folgt dementsprechend ein Lipase Mangel.

Behandeln und vorbeugen

Dennoch sind anormale Lipase Werte nicht unheilbar. Bereits einfache Maßnahmen können den Normalwert wiederherstellen.

Niedrige Werte behandeln

Da geringfügig niedrige Lipase Werte relativ harmlos sind, sind in der Regel keine gravierenden medizinischen Maßnahmen notwendig. Befürchtet der Arzt jedoch einen stark ausgeprägten Mangel, empfiehlt er womöglich, Lipasen künstlich als Nahrungsergänzung zuzuführen.

Erhöhte Werte behandeln

Sind die Lipase Werte erhöht, ist es wichtig, die Grunderkrankung ausfindig zu machen. Dazu dienen meistens ein zweites Blutbild sowie eine Ultraschalluntersuchung zur genauen Diagnose. Obwohl die Pankreatitis häufig Ursache für erhöhte Lipase Werte ist, handelt es sich hierbei lediglich um eine Folgeerkrankung. Grundlegend können zum Beispiel Alkoholsucht, starkes Rauchen oder exzessiver Kaffeekonsum sein. Diese Auslöser gilt es dann dementsprechend einzuschränken. Überdies empfehlen sich kleine Mahlzeiten, um die Verdauung nicht zu überlasten. Eine ausreichende Trinkmenge ist ebenfalls wichtig. Notfalls verabreichen Ärzte die notwendige Flüssigkeit auch intravenös.

Häufige Fragen

Was verbessert die Aufnahme von Lipase?

Spezielle Laktobazillen, genauer Lactobacillus acidophilus - DDS-1, fördert die Bildung von Lipasen. Diese sind wiederum in Kombination mit bestimmten Kohlenhydraten effektiver. Lactobacillus acidophilus - DDS-1 stecken in zahlreichen Joghurts, sind aber auch als hochdosiertes Nahrungsergänzungsmittel erhältlich.

Gibt jede Blutuntersuchung Aufschluss über die Lipase Werte?

Die Bestimmung der Lipase Werte gehört nicht zum kleinen Blutbild. Mediziner ordnen sie erst an, wenn akuter Verdacht auf eine Pankreatitis besteht. Auch anhand von Urinproben ist Lipase nicht nachweisbar.