Vitamin B1 und Vitamin B1-Mangel

Das wasserlösliche Vitamin steht in enger Verbindung mit Magnesium und den anderen B-Vitaminen. In seiner aktiven Form, als TPP, fungiert Vitamin B1 (Thiamin) als wichtiges Coenzym für den Kohlenhydratstoffwechsel und wird für die Energiegewinnung aus der Nahrung benötigt. Außerdem beeinflusst Vitamin B1 das zentrale und periphere Nervensystem. Es ist für die Signalübertragung zwischen Nerv und Muskel wichtig. Darüber hinaus ist Vitamin B1 am Kollagenaufbau beteiligt und wird für die Wundheilung benötigt. Die Speicherkapazität des Körpers von Vitamin B1 ist begrenzt, daher muss es regelmäßig mit der Nahrung zugeführt werden, um einen Mangel zu vermeiden. Ein Mangel zeigt sich zunächst vor allem durch Verdauungsstörungen, später sind zentralnervöse Störungen wie Müdigkeit oder Gedächtnisschwäche möglich.

Funktion im Körper

Vitamin B1 wird für Folgendes benötigt:

  • Übermittlung von Nervenimpulsen 
  • Metabolismus der Neurotransmitter GABA und Serotonin
  • gilt als Antagonist von Acetylcholin
  • wichtig für die allgemeine Wundheilung
  • Regeneration des Nervensystems im Fall von Trauma oder Krankheit
  • Verarbeitung von Kohlenhydraten

Vitamin B1-Mangel

Im Körper werden nur circa 30mg des wasserlöslichen Vitamins gespeichert. Wird länger als zwei Wochen kein Vitamin B1 mit der Nahrung aufgenommen, sind die körpereigenen Reserven bereits zur Hälfte aufgebraucht. Eine regelmäßige Aufnahme ist daher essentiell. 

Ursachen eines Vitamin B1-Mangels

Meist entsteht ein Mangel durch Fehlernährung, wie etwa durch Diäten, sonstige einseitige Ernährung oder Alkoholmissbrauch. Insbesondere industriell verarbeiteten Produkten wie Weißmehl und Haushaltszucker fehlt das Vitamin ganz. Ein erhöhter Zuckerkonsum steigert zudem den Thiamin-Bedarf. Andere Ursachen für einen Vitamin B1-Mangel können sein:

  • Stress und Leistungssport
  • Rauchen
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Lebererkrankungen
  • Einnahme von Kontrazeptiva
  • Folsäuremangel
  • Schwangerschaft und Stillzeit

Vitamin B1-Mangel Symptome

Ein leichter vorübergehender Mangel äußert sich meist durch:

  • Verdauungsstörungen
  • Appetitlosigkeit
  • nervliche Funktionsstörungen wie Müdigkeit, Gedächtnisprobleme und depressive Verstimmungen

Andere Anzeichen für einen Thiaminmangel sind:

  • Atemnot
  • Herzklopfen bis hin zu Herzversagen
  • Wasseransammlungen (Ödeme)
  • Lähmungserscheinungen sowie motorische Schwierigkeiten und Muskelschwäche
  • Verwirrtheit, Konzentrationsschwierigkeiten und wiederkehrende Kopfschmerzen
  • Infektanfälligkeit
  • verminderte Wundheilung
  • Reizbarkeit und allgemeine Verstimmungen

Vitamin B1-Mangel behandeln und vorbeugen

Eine ausgewogene Ernährung hilft einem Thiaminmangel vorzubeugen. Darüber hinaus empfiehlt es sich, den Zucker- und Alkoholkonsum einzuschränken, da diese Substanzen den Bedarf an Vitamin B1 erhöhen. Alkohol fördert sogar den Abbau von Thiamin. Verzichten Sie außerdem auf schwarzen Tee und Fertiglebensmittel mit Konservierungsstoffen, da diese Substanzen die Thiamin-Aufnahme hemmen. Auch Backnatron und andere alkalische Lebensmittelzusätze beeinflussen die Thiamin-Aufnahme negativ. Liegt bereits ein Mangel vor, ist gegebenenfalls die Einnahme eines thiaminhaltigen Präparats notwendig, das Ihnen der Arzt verordnen kann.

Selbstbehandlung

Achten Sie auf einen gesunden Lebenswandel mit genügend Ruhe- und Entspannungsphasen und einer nährstoffreichen Ernährung. Verzichten Sie auf Alkohol und aufputschende Getränke wie schwarzen Tee, um die Thiaminaufnahme nicht einzuschränken. Die Einnahme eines Nahrungsergänzungspräparats sollten Sie stets mit Ihrem behandelnden Arzt absprechen.

Überdosierung

Durch die orale Gabe von Vitamin B1 ist eine Überdosierung quasi ausgeschlossen. Überschüssiges Vitamin B1 wird über die Nieren ausgeschieden, zudem kann der Körper nur geringe Mengen Vitamin B1 auf einmal aufnehmen. Lediglich durch gezielte Injektion von Thiamin kann es zu Überdosierungen kommen. Die Folge können:

  • allergische Reaktionen
  • Krämpfe
  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • Hitzewallungen 
  • Herzrasen oder plötzlich abfallender Blutdruck

sein.

Täglicher Bedarf

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt die folgende Tageszufuhr von Vitamin B1, sortiert nach Alter und Geschlecht. 

Säuglinge

0 bis 4 Monate: 0,2mg
4 bis 12 Monate: 0,4mg

Kinder

1 bis 4 Jahre: 0,6mg
4 bis 7 Jahre: 0,7mg
7 bis 10 Jahre: 0,8mg (Mädchen); 0,9mg (Jungen)
10 bis 13 Jahre: 0,9mg (Mädchen); 1,0mg (Jungen)
13 bis 15 Jahre: 1,0mg (Mädchen); 1,2mg (Jungen)

Erwachsene

Frauen:
15 bis 19 Jahre: 1,1mg
19 bis 25 Jahre: 1,0mg
25 bis 51 Jahre: 1,0mg
51 bis 65 Jahre: 1,0mg
über 65 Jahre: 1,0mg

Männer:
15 bis 19 Jahre: 1,4mg
19 bis 25 Jahre: 1,3mg
25 bis 51 Jahre: 1,2mg
51 bis 65 Jahre: 1,2mg
über 65 Jahre: 1,1mg

Schwangere

ab dem 4. Schwangerschaftsmonat: 1,2mg
ab dem 7. Schwangerschaftsmonat: 1,3mg

Stillende

ab der Geburt: 1,3mg

Risikogruppen Vitamin B1-Mangel

RisikogruppeBeschreibung
Schwangere & Stillende

Für eine gesunde Entwicklung des Kindes werden einige Vitamine und Nährstoffe gebraucht. Für bestimmte Substanzen ist während der Schwangerschaft und Stillzeit daher der Bedarf erhöht. Auch für Vitamin B1 gelten erhöhte Zufuhrempfehlungen, um die Gesundheit von Embryo und Baby zu garantieren.

Sportler

Leistungssportler haben einen erhöhten Kalorienverbrauch und benötigen mehr Energie. Damit die Muskulatur kraftvoll bleibt und dem Körper genügend Energie zur Verfügung steht, ist auf eine ausreichende Zufuhr von Vitamin B1 zu achten. Denn Vitamin B1 ist maßgeblich an der Energiegewinnung aus Nahrungsmitteln beteiligt

Sonstige

Menschen mit erhöhtem Alkoholkonsum

Alkohol hemmt die Absorption von Thiamin und verhindert zudem die Umwandlung in seine aktive Form. Daher ist bei erhöhtem Alkoholkonsum auf eine ausreichende Zufuhr von Thiamin zu achten. Bestenfalls wird der Alkoholkonsum eingeschränkt, um einem Mangel vorzubeugen.

Menschen mit Schilddrüsenüberfunktion

Schilddrüsenhormone hemmen die Thiamin-Aufnahme, daher sollten Erkrankte mit Schilddrüsenüberfunktion bewusst auf eine ausreichende Vitamin B1-Zufuhr achten, um einen Mangel zu vermeiden.

Menschen mit Lebererkrankungen

Die Leber spielt eine entscheidende Rolle bei der Verteilung und Speicherung von Thiamin im Körper. Erkrankungen der Leber stören daher den Vitamin B1-Haushalt und -Stoffwechsel. Erkrankte mit Lebererkrankungen müssen gezielt auf ihren Thiaminhaushalt achten. Gegebenenfalls ist ein Nahrungsergänzungspräparat in Absprache mit dem Arzt nötig, um den Thiaminbedarf zu decken.

Erhöhter Bedarf im Wachstum und nach Verletzungen

Da Thiamin für die Wundheilung und den Kollagenaufbau benötigt wird, kommt es in Folge von Verletzungen, Verbrennungen, aber auch in Wachstumsphasen zu erhöhtem Bedarf. Mitunter ist ein Nahrungsergänzungsmittel nötig.

 

Vitamin B1 findet Anwendung bei

AnwendungsgebietBeschreibung
Herzprobleme

Eine zusätzliche Gabe Thiamin kann vor allem älteren Menschen mit Herzproblemen wie chronischem Herzversagen helfen, den Herzrhythmus zu stabilisieren.

 
Diabetes

Vitamin B1 hilft vorbeugend und in frühen Stadien von diabetischen Nierenerkrankungen. Darüber hinaus kann eine zusätzliche Thiamingabe bei Diabetikern nervliche Störungen mindern und zu hohe Glukosekonzentrationen im Blut verhindern.

 
Schmerzen

Ein Mangel an Vitamin B1 kann unter anderem auch die Schmerzgrenze herabsetzen, da Thiamin das zentrale Nervensystem beeinflusst. Höhere Dosen Thiamin können in der Schmerztherapie eingesetzt werden.

 
Nervenerkrankungen

Da Thiamin wichtige Funktionen bei der Signalübertragung von Nerven erfüllt und auch einzelne Neurotransmitter beeinflusst, kann eine erhöhte Zufuhr Thiamin unterstützend bei einer Reihe von Krankheiten eingesetzt werden, die das zentrale Nervensystem betreffen, darunter Alzheimer, Multiple Sklerose, Epilepsie und Depressionen. 

 

Lebensmittel die Vitamin B1 enthalten:

LebensmittelMenge/Einheit pro 100g
Aal2.00 mcg
Sonnenblumenkerne1.90 mg
Pinienkerne1.30 mg
Cornflakes1.20 mg
Basilikum1.10 mg
Schwein (Filet)1.10 mg
1.00 mg
Paranüsse1.00 mg
Mohnsamen0.86 mg
Pekannüsse0.86 mg
Amaranth0.80 mg
Sesamsamen0.80 mg
Pistazienkerne0.69 mg
Hafer0.67 mg
Cashewkerne0.63 mg
Chiasamen0.62 mg
Haferflocken (Vollkorn)0.55 mg
Weizen0.46 mg
Gerste0.43 mg
Reis (Naturreis)0.41 mg
Rotkappe0.40 mg
Haselnusskerne0.40 mg
Mais0.36 mg
Walnusskerne0.35 mg
Roggen0.35 mg
Erbsen0.32 mg
Ente0.30 mg
Macadamianüsse0.28 mg
Müslimischung0.25 mg
Buchweizen0.24 mg
Kalb (Brust)0.24 mg
Maronen0.23 mg
Kürbiskerne0.22 mg
Mandeln0.22 mg
Flunder0.22 mg

Häufige Fragen und wissenswertes

Was verbessert die Aufnahme von Vitamin B1?

Vitamin B1 steht in engem Zusammenhang mit Magnesium. Um die aktive Form von Vitamin B1 zu bilden, benötigt der Körper Magnesium. Darüber hinaus gehen die unterschiedlichen Vitamine des Vitamin-B-Komplexes Synergien ein und bedingen sich gegenseitig. Wird ein Mangel eines Vitamins innerhalb dieser Gruppe festgestellt, liegt meist auch ein Defizit bei anderen B-Vitaminen vor.

Was verschlechtert die Aufnahme von Vitamin B1?

Einige Substanzen hemmen die Thiamin-Aufnahme oder regen sogar dessen Abbau an, wie etwa Alkohol. Zu meiden sind Sulfite, die oft als Konservierungsstoff in der Lebensmittelindustrie eingesetzt werden, aber auch Natron, das als Backtriebmittel zum Einsatz kommt und andere alkalische Lebensmittelzusätze. Darüber hinaus mindert Rauchen und der Genuss von schwarzem Tee die Thiamin-Aufnahme.

Vitamin B1 & B6

Vor allem mit dem Vitamin B6 geht Vitamin B1 eine synergetische Verbindung ein. Beide Vitamine des Vitamin-B-Komplexes werden zur Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems genutzt. Zusammen verabreicht, unterstützen sie ihre Wirkung gegenseitig

Quellen

- Burgerstein, U., Schurgast, H, Zimmermann, M: Handbuch Nährstoffe

- Vorbeugen und heilen durch ausgewogene Ernährung (2012), Trias Verlag (12. Auflage)

- Rindi, G. and Laforenza, U. (2000), Thiamine Intestinal Transport and Related Issues: Recent Aspects. Proceedings of the Society for Experimental Biology and Medicine, 224: 246-255. doi: 10.1111/j.1525-1373.2000.22428.x