Brokkoli-Pille senkt Blutzucker bei Typ 2 Diabetes

Brokkoli
Brokkoli © Dani Vincek/Fotolia

Trotz des Vorhandenseins etlicher Medikamente für die Behandlung des Typ 2 Diabetes ist es bei vielen Patienten immer noch schwierig, die Blutzuckerwerte optimal einzustellen. Darum suchen Forscher nach weiteren Möglichkeiten, die Therapie zu optimieren. Dabei stieß ein Team aus Schweden auf Sulforaphan, ein Abbauprodukt des Senföls, das in Brokkoli enthalten ist.

Wie kann Brokkoli den Blutzucker senken?

Brokkoli enthält Sulforaphan, das in der Lage ist, genetische "Krankheitssignaturen" in den Leberzellen zu verändern. Dazu verschiebt es beispielsweise NRF2 (nuclear factor erythroid 2-related factor 2), wodurch wichtige Enzyme, die für die Glukose-Produktion in der Leber benötigt werden, weniger gebildet werden. Vor allem reduziert es die Bildung der Phosphoenolpyruvat-Carboxykinase 1, einem Schlüsselenzym.
Der Blutzuckerspiegel wird vornehmlich durch die Aufnahme von Glukose mit der Nahrung und der Produktion von Zucker in der Leber bestimmt. Wenn die Leber weniger Zucker in Form von Glukose neu produziert, reduziert dies den Blutzuckerspiegel.

Wie wurde die Wirkung von Sulforaphan festgestellt?

Zunächst untersuchten die schwedischen Forscher die verstärkt aktiven Gene bei Mäusen mit Typ 2 Diabetes. So entdeckten sie die "Krankheitssignatur". Nachdem 3.852 Wirkstoffe getestet worden waren, stellte sich Sulforaphan als Substanz mit der besten Wirkung heraus. Sowohl in Zellen in der Glasschale (in vitro) als auch bei Tieren wurde die Glukose-Produktion gehemmt. Der Effekt ist ähnlich wie der von Metformin, wird aber über einen völlig anderen Mechanismus erzielt. Bei einer Studie an Ratten konnte festgestellt werden, dass Sulforaphan nützlich für Prävention und Therapie des Typ 2 Diabetes sein könnte.
Eine klinische Studie an 97 Patienten mit Typ 2 Diabetes verglich Sulforaphan mit einem Placebo. Fast alle der Patienten nahmen zusätzlich Metformin ein. Sulforaphan wurde als Brokkoli-Pille verabreicht und zeigte sich als gut verträglich. Im Vergleich zum Placebo waren sowohl die Nüchtern-Blutzuckerwerte als auch der Langzeitzuckerwert (HbA1c-Wert) deutlich verbessert! Die stärkste Wirkung konnte die Brokkoli-Pille bei stark übergewichtigen Patienten erreichen, die trotz Einnahme von Metformin immer noch erhöhte HbA1c-Werte aufwiesen.

Brokkoli-Pille und Metformin

Metformin ist eines der Standard-Medikamente für Typ 2 Diabetiker, bei denen eine Veränderung des Lebensstils nicht ausreicht, um den Blutzucker gut einzustellen. Allerdings können etwa 15 Prozent der Patienten Metformin nicht einnehmen, weil beispielsweise eine eingeschränkte Nierenfunktion vorliegt. Weiterhin leiden etwa 30 Prozent an unangenehmen Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden.
Die Brokkoli-Pille ist gut verträglich und stark wirksam. Außerdem lässt sie sich problemlos mit Metformin kombinieren.

Warum Brokkoli-Pille statt Brokkoli-Gerichten?

Der Stoff Sulforaphan ist nicht hitzestabil und wird durch das Kochen von Brokkoli zerstört. Außerdem schwankt der Gehalt in den Brokkoli-Sprossen stark. Eine Brokkoli-Pille enthält zuverlässig dieselbe Menge des Wirkstoffs.

Andere Effekte von Sulforaphan

Sulforaphan soll zusätzlich eine positive immunologische Wirkung haben und Asthma bronchiale, Heuschnupfen, M. Crohn und sogar Krebserkrankungen beeinflussen können. Außerdem schütze Sulforaphan den Magen vor dem Bakterium Helicopacter pylori, das zu Magenschwüren und Entzündungen führen kann. Weiterhin wird der Substanz eine positive Beeinflussung von Arthrose und Autismus nachgesagt. Darüber hinaus wirkt es als Antioxidans und soll Alterungsprozesse verlangsamen.

Quellen:
  • http://stm.sciencemag.org/content/9/394/eaah4477; zuletzt aufgerufen am 28.06.17
  • https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/76370/Typ-2-Diabetes-Broccoli-Pille-senkt-Blutzucker; zuletzt aufgerufen am 28.06.17
  • http://www.sulforaphan.org/sulforaphan-wirkungen-einsatzgebiete/; zuletzt aufgerufen am 28.06.17
  • http://www.pharmazeutische-zeitung.de/?id=7447; zuletzt aufgerufen am 28.06.17
Autor/-in:

Viola Kristina Brüggemann

Ich bin eine 24-jährige Studentin der Medizin an der Georg-August-Universität Göttingen. Seit Jahren interessiere ich mich für Ernährung und habe lange rein vegetarisch sowie ein Jahr vegan gelebt. Mittlerweile bin ich „omnivor“, also ein „Allesfresser“ und verfolge neugierig die sich stetig wandelnden Trends und Empfehlungen für eine gesunde Ernährung.