Pueraria: eine vielfältige Heilpflanze

Bekanntheit erlangte "Kudzu" - Pueraria lobata - besonders als Tee gegen den "Kater" nach einem Alkoholrausch sowie als pflanzliche Unterstützung beim Rauchstopp und der Verminderung des Alkoholkonsums. Diverse Studien haben Belege für viele weitere positive Wirkungen des Puerarin, eines Stoffes der Heilpflanze, gefunden.

Was ist Pueraria?

Pueraia (kudzu) als Pflanze
Pueraria (Kudzu) Pflanze © Fotolia/TravisPhotoWorks

Die Pflanze Peuraria lobata ist seit langem eine Heilpflanze der Traditionellen Chinesischen Medizin und ist zum Beispiel in China, Japan und Korea heimisch. Derzeit wird sie vor allem für Herzerkrankungen eingesetzt. So soll sie gegen Arrhythmien, Herzinfarkt und KHK (Koronare Herzkrankheit) helfen und Bluthochdruck reduzieren. Weiterhin soll sie gegen Gelenksteifigkeit wirksam sein und bei Migräne helfen, die Beschwerden zu lindern.

In welcher Form ist die Pflanze erhältlich?

Die Schling- und Kletterpflanze kann in Form von Samen oder als Pflanze diverser Größe käuflich erworben werden. Der Inhaltsstoff, das Puerarin, wird als Tablette, Kapsel, Tropfen, Pastille zum Lutschen, Mund-Spray und Stärkemehl verkauft. Für die Zubereitung von Tee werden sowohl geschnittene als auch gemahlene Trockenextrakte angeboten. Zumeist wird der Name "Kudzu" verwendet, der sich von einer japanischen Silbenschrift ableitet und in lateinischer Schrift eigentlich "Kuzu" geschrieben werden würde.

Schutz für die Gehirnzellen

Die Zellen unseres Gehirns, die Neuronen, sind in ihrer Zahl von Geburt an festgelegt. Die Regeneration von Neuronen ist nur sehr eingeschränkt möglich, darum kann pauschal gesagt werden: Was einmal kaputt ist, bleibt kaputt. Es ist folglich wichtig, die Neuronen möglichst vor Schaden zu bewahren und zu erhalten. Wenn viele Gehirnzellen absterben oder in ihrer Funktion beeinträchtigt sind, entstehen Krankheiten wie zum Beispiel der Morbus Alzheimer.

Morbus Alzheimer

Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenz. Die Größe des Gehirns verringert sich bei dieser Erkrankung, weil immer mehr Nervenzellen absterben. Insbesondere zwei Strukturen stehen im Mittelpunkt der Forschung: Amyloid-Plaques Aβ und Faserbündel, so genannte intrazelluläre Neurofibrillenbündel aus hyper-phosphoryliertem Tau-Protein. Beide werden für den Untergang der Nervenzellen verantwortlich gemacht.
Beim Morbus Alzheimer bleibt das Langzeitgedächtnis am längsten intakt, darum können Betroffene ihre Erkrankung recht lange verschleiern. Sie kennen ihre Biografie und könnten Fragen zu Name, Geburtstag und Wohort lange richtig beantworten. Erste Symptome der Gedächtnisstörung können Wortfindungsstörungen sein, im Zuge derer neue Worte erfunden werden (Neologismen) oder das vom Gegenüber Gesagte automatisch nachgesprochen wird (Echolalie). Zusätzlich können Orientierungsstörungen, depressive Symptome, Aggressivität, Reizbarkeit, Wahn und Halluzinationen auftreten.

Reaktive Sauerstoffspezies

Großen Schaden anrichten können sogenannte "Reaktive Sauerstoffspezies". Damit sind Sauerstoff-Verbindungen gemeint, die aufgrund freier Radikale (Elektronen) leicht mit anderen Stoffen reagieren. In einer Studie, erschienen im Journal Cell Biology International, wurden Gehirnzellen mit Wasserstoffperoxid, das zu den Reaktiven Sauerstoffspezies gehört, beobachtet. In unterschiedlichen Konzentrationen wurde Puerarin, ein Wirkstoff der Pueraria, hinzugegeben und das Ergebnis nach 18 Stunden ausgewertet. Ohne den Schutz von Puerarin überlebte weniger als die Hälfte der Zellen (etwa 44 %). Abhängig von der Dosis wurde unter Zugabe von Puerarin ein Überleben von bis zu 87 % (16 µM Puerarin, 700 µM Wasserstoffperoxid) festgestellt.

Amyloid-Plaques Aβ

Die oben genannten Ergebnisse decken sich mit denen einer Studie, die im Brain Research Bulletin erschien. In dieser Untersuchung wurde allerdings das Augenmerk auf die Amyloid-Plaques Aβ, die sich bei Morbus Alzheimer ansammeln, gelegt. Puerarin zeigte sich effektiv und verhinderte den Zelluntergang durch Aβ-Ablagerungen. Damit könnte es therapeutischen Nutzen in der Behandlung des Morbus Alzheimers haben.

Hohe Blutzuckerwerte

Diabetes mellitus ist mittlerweile als Volkskrankheit zu betrachten. Durch einen Mangel an Insulin steigt der Blutzuckerspiegel an. Dies schädigt nicht nur die Gefäße, sondern auch insbesondere eine Region im Gehirn namens Hippocampus. Der Hippocampus gehört zum limbischen System und seine Aufgabe ist vor allem die Bildung des Gedächtnisses.
Eine Studie, die im Journal of Traditional Chinese Medicine veröffentlicht wurde, befasste sich mit der Problematik, dass ein schlecht eingestellter Diabetes mit hohen Blutzuckerspiegeln zu Störungen der Gedächtnisfunktion führen kann. Auch in dieser Studie kam Puerarin zum Einsatz. Erprobt wurde die Substanz an Hippocampus-Neuronen von Ratten. Puerarin verminderte den zelltötenden Effekt der hohen Zuckerkonzentration.

Schutz für die Nieren

Im Journal Toxicology and Applied Pharmacology erschien eine Studie, die untersuchte, ob Puerarin die Nieren schützen kann. Als schädigende Substanz wurde Blei verwendet. Die Experimente wurden an Ratten durchgeführt. 75 Tage lang tranken die Ratten Wasser, das mit Blei versetzt war. Je nach Versuchs-Gruppe erhielten sie eine bestimmte Dosis Puerarin dazu. Wiederum zeigte sich, dass Puerarin in Abhängigkeit von der Konzentration die Nieren vor dem schädigenden Einfluss des Bleis bewahren konnte.

Schutz für die Leber

Die Leber ist das zentrale Entgiftungsorgan des Körpers. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass alle giftigen Stoffe schließlich in die Leber geleitet werden. Zusätzlich spielt die Leber eine wichtige Rolle für die Höhe der verschiedenen Blutfette. Während eine Studie (erschienen im Journal Experimental and Toxicologic Pathology) den Fokus auf die DNA der Leberzellen gelegt hatte, beobachtete ein anderes Team von Wissenschaftlern (die Studie erschien im Journal Food and Chemical Toxicology, Link zur Studie: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22001170) darüber hinaus die Auswirkung auf die Blutfette. Beide Studien experimentierten mit Ratten und verwendeten als giftigen Stoff Blei. Puerarin schützte die DNA und beeinflusste den Leber-Stoffwechsel positiv: So wurde mehr "gutes Cholesterin" (HDL) und weniger "schlechtes Cholesterin" (Cholesterol, Triglyzeride und LDL) im Blut gemessen.

Schutz für die Knochen

Eine Studie aus dem Jahr 2015, erschienen im International Journal of Molecular Medicine, testete Puerarin in der Behandlung von Osteoporose, die durch Glukokortikoide ausgelöst wurde. Glukokortikoide (zum Beispiel: Kortison, Prednisolon, Dexamethason) werden bei vielen Hautkrankheiten, Autoimmun-Erkrankungen und atopischen Erkrankungen (Asthma bronchiale, Neurodermitis, Heuschnupfen) eingesetzt. Im Rahmen einer Dauertherapie treten oftmals Nebenwirkungen auf, von denen eine die Osteoporose (Verminderung der Knochendichte) ist. Die Studie zeigte, dass Puerarin den Zelltod von Knochen-bildenden Zellen unter Behandlung mit Dexamethason erfolgreich verhindern konnte!

Quellen
http://onlinelibrary.wiley.com/enhanced/doi/10.1042/CBI20100900
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21473901
https://www.spandidos-publications.com/ijmm/36/2/345
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22172631
http://www.journaltcm.com/modules/Journal/contents/stories/161/12.pdf
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21146379
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22001170
MIAMED Amboss: Bibliothek für Ärzte und Medizinstudenten

Autor/-in:

Viola Kristina Brüggemann

Ich bin eine 24-jährige Studentin der Medizin an der Georg-August-Universität Göttingen. Seit Jahren interessiere ich mich für Ernährung und habe lange rein vegetarisch sowie ein Jahr vegan gelebt. Mittlerweile bin ich „omnivor“, also ein „Allesfresser“ und verfolge neugierig die sich stetig wandelnden Trends und Empfehlungen für eine gesunde Ernährung.